Der Startschuss - wie alles begann

Den Führerschein begann ich im September 2017, nachdem ich zwei mal bei einem Kumpel hinten drauf mitgefahren und völlig begeistert war von dem Gefühl frischen Windes um die Nase und dem Geräusch des Motorrads unter mir. Freiheit pur. Ein bisschen wie fliegen. 

,,Wenn das Mitfahren als Sozia solchen Spaß macht, wie geil muss es dann erst sein, selbst zu fahren'', dachte ich und zwei Monate später hatte ich den Motorradführerschein für alle Klassen in der Hand. 

Es gibt Fahrschulen, die zu dieser Jahreszeit keine Schüler zum Motorradfahren annehmen, weil es kalt, glatt und nass sein kann. Wetterbedingt also nicht die besten Voraussetzungen um Fahren zu lernen.

 

Ich fand mich damit nicht ab und freute mich umso mehr, als die zweite Fahrschule bei der ich anfragte, mir ihr 'go' gab. Hier ein Dank an Achim und seine Frau von der Fahrschule Burwitz. Top!

Ja, ich habe gefroren, bin nass geworden und im Sommer ist es mit Sicherheit schöner, doch es hat sich gelohnt. 

 

Also, an alle die in einer ähnlichen Situation sind: Nicht aufgeben und alle Fahrschulen in der Umgebung abklappern. Wo ein Wille.... 

 

 

Wie es der Zufall so wollte, bot mir während dessen der Kumpel, bei dem ich mitgefahren war,  seine Africa Twin zum Kauf an.

Er war mit dieser Reiseenduro bereits in der Wüste Gobi und an vielen anderen Orten der Erde und schwörte auf dieses Modell.

105 000 km hatte die gute gelaufen und mit etwas Pflege würden es nochmal so viel. 

 

Seine Bilder aus der Wüste Gobi, das absolute Nichts außer Sand, Zelt und Motorrad faszinierten mich und weckten in mir den Entschluss: Das will ich auch! 

Einmal die absolute Stille und Einsamkeit erleben. 

 

Und wenn es das Motorrad schon einmal mit ihm geschafft hatte, würde es mich auch dahin bringen. Also kaufte ich es, ohne vorher einmal damit gefahren zu sein. 

 

 

 

 

Jeder, der diese Maschinen kennt, weiß:

Sie sind groß, schwer und robust. 

 

Für mich eine Herausforderung, der ich mich mit der Motivation stellte:

Wenn ich dieses Motorrad beherrsche, dann kann ich fahren.

Und der einzige Weg das zu lernen war, Kilometer machen.

Also ran an den Speck...

 

So fuhr ich in meinem ersten über Jahr 10.000 km 

und erfreute mich an den sonnigen, warmen Tagen wahrscheinlich doppelt so sehr wie diejenigen, die im Winter nicht fahren. 

 


Hinfallen - Aufstehen- Krone richten - Weiterfahren

Ein Sturz ist zwar anstrengend weil die 240 kg nicht gerade leicht zu heben sind, aber dank Fitnessstudio-Frauenpower machbar und solange an der Maschine nix dran ist (und Queeni ist nicht zimperlich) gilt: Übung macht den Meister


Fahrsicherheitstraining

Zu Beginn der Saison habe ich an einem eintägigen Fahrsicherheitstraining bei Rolf Rau teilgenommen. 

Das kann ich besonders jedem Fahranfänger sehr empfehlen, da dort Grundlagen für das Fahren gelehrt werden, für die in der Fahrschule oft keine Zeit bleibt und man wahrscheinlich auch überfordert wäre. Außerdem habe ich mein Motorrad besser kennengelernt und mich anschließend merkbar sicherer im Umgang damit gefühlt.  

  • Das Stabilisieren mit der Fußbremse bei Schritttempo (besonders bei stockendem Verkehr eine große Hilfe, weil das Hantieren mit der Handbremse einen doch schnell aus dem Gleichgewicht bringt)
  • Bremsen mit jeweils der Vorder- und Hinterradbremse bis zum Blockieren der Räder
  • Das Wenden auf sehr kleinem Radius
  • Lenkimpulse
  • Drücken
  • Das Aufheben des Motorrads wenn es am Boden liegt (selbst für zierliche Frauen mit schwerem Motorrad machbar)

Vernetzung mit Gleichgesinnten

Kurz nachdem ich meinen Führerschein hatte trat ich in Facebook Motorradgruppen bei, in denen Raum für Fragen, Austausch und die Möglichkeit des Kennenlernens anderer Biker besteht. Dies kann ich allen empfehlen die wie ich bei Null anfangen in diesem Bereich und keine Leute im direkten Umfeld haben, die selbst Motorradfahrer sind.

Besonders Leute die selber nie gefahren sind, haben oft ein angstbehaftetes Bild vom Motorrad fahren oder verurteilen es als 'lebensgefährlich'. So z.B. meine beiden Omas, die aus Sorge um mich beide nur mit dem Kopf schütteln wenn ich mit Queeni unterwegs bin und absolut kein Verständnis dafür haben, dass ich mein Leben so leichtfertig auf's Spiel setze. Und ich kann sie verstehen: Es ist lebensgefährlich, da gibt es kaum eine Knautschzone, der Schutz durch die Kleidung ist minimal, man ist leicht übersehbar und zwei Räder sind wackeliger als vier. 

Warum also fahre ich Motorrad, wenn ich doch im sicheren Auto unterwegs sein könnte?! 

Da gibt es ein Zitat, das es gut auf den Punkt bringt:

Don't fear dying. Fear not living. (Füchte dich nicht vor dem Tod. Fürchte dich davor, nicht gelebt zu haben). 

Wenn ich auf Queeni fahre, fühle ich mich so lebendig, so sehr im Hier und Jetzt, so frei und unabhängig, leicht und beschwingt, dass ich dieses Glücksgefühl nicht wieder aufgeben würde um dem Tod eventuell ferner zu sein. 

Erstens glaube ich eh daran, dass der Moment an dem wir sterben bereits vom Schicksal festgelegt ist und wir uns mit all unseren wichtigen Entscheidungen unserer Bestimmung fügen. 

Zweitens gibt es so vieles was lebensgefährlich ist, das Leben ist nun mal lebensgefährlich.

Daher gilt für mich: Wenn ich mich so verhalte, dass ich mich und andere nicht gefährde, dann habe ich getan was in meiner Macht steht, um das Risiko zu minimieren. Die Leichtfertigkeit oder Unachtsamkeit anderer kann ich eh nicht beeinflussen.  

Erstrebenswert ist doch, auf der Basis seiner Wünsche zu handeln und nicht, sein Leben seinen Ängsten unterzuordnen.

 

Über Facebook lernte ich dann auch die Eifelbiker kennen, eine Gruppe von Bikern aus meiner Nähe, mit der ich zum ersten Mal gemeinsames Fahren übte. Eine ganz neue Erfahrung, die mir vor allem eins nahm: Angst.

Hinter anderen her zu fahren und zu sehen wie sicher sie mit ihren Motorrädern umgehen, ist ein guter Ansporn und überträgt sich auch auf das eigene Selbstvertrauen.

Auch hier der Tipp an alle Anfänger: Sucht euch erfahrene Biker und lernt von ihnen! 

Mir hat es nicht nur beim Fahren geholfen, sondern ich habe nebenbei noch eine tolle Truppe kennengelernt, mit denen ich immer viel Spaß habe. 

So fuhren wir im  Winter die ein oder andere Tour und noch hinzu bekam ich Heizgriffe für Queeni, die mir das Fahren im Winter wesentlich angenehmer gemacht haben (Danke Gerd!)

Ich kann nur sagen, die Biker die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind mir mit großer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft begegnet.

 


Queenioptimierung

 

Über solch eine Facebook Motorradgruppe lernte ich unteranderem Rüdiger Schütz, einen Fahrlehrer aus Bielefeld kennen, der mir bei Fragen rund um's Motorrad mit Rat und Tat zu Seite stand. Nachdem wir einmal zusammen gefahren und uns sympathisch waren, erstellte er eine 'Eumelliste' (Eumel=Queeni) und arbeitete diese mit mir an einem Sonntag in seiner Garage ab. 

 

  • Reifen wechseln (Die alten Reifen, mit denen ich den Winter über gefahren bin, waren 13 Jahre alt und somit eindeutig erneuerungsbedürftig - das Entfernen solch alter Reifen von der Felge ist richtig spaßig, allein schon aus dem Grund absolut nicht empfehlenswert Reifen erst so spät zu wechseln) 
  • neue Blinker montieren (Ihm war bei einer gemeinsamen Fahrt aufgefallen, dass die alten Blinker kaum sichtbar waren)
  • Schalthebel verstellen
  • Kofferträger hinten abmontieren (Gewichtsreduktion)
  • Kette spannen
  • Lenkstange stabilisieren und neu einstellen

Besonders die neuen Reifen brachten mir ein völlig neues Fahrgefühl, bessere Straßenhaftung und Geradlinigkeit bei höheren Geschwindigkeiten.